"Entweder wir finden einen Weg, oder wir machen einen."

Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung

Leben und Sterben gehören untrennbar zusammen.
Wo es Leben gibt, da gibt es auch den Tod.
Und Sterbebegleitung ist Lebensbegleitung bis zuletzt.

Sterbebegleitung heißt, dem Schwerkranken Hilfe im Sterben, nicht zum Sterben anzubieten.

In dieser letzten Phase des Lebens einen Menschen zu begleiten heißt, bei ihm zu bleiben, ganz gleich, wie sich die Dinge entwickeln.  Das schafft jenen Raum des Vertrauens und der Sicherheit, den Sterbende brauchen, um sich in ihrem eigenen Tempo und auf ihre eigene Art und Weise mit dem bevorstehenden Sterben auseinanderzusetzen, sich einzuüben auf ein endgültiges Abschiednehmen und Loslassen.

Nachfolgende Hilfestellungen möchte ich Ihnen aufzeigen, wenn Sie einen Angehörigen im Sterben begleiten. Ob zuhause, in der Klinik, im Altersheim oder Hospiz.


1. Machen Sie Nähe spürbar

Machen Sie sich dem Sterbenden mit allen 5 Sinnen (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken) zugänglich.
Denn Nähe hat Sinn und macht sinnlich.

2. Hören Sie aktiv zu

Hinhören, Einfühlen und Verstehen schafft Nähe und Begegnung, die Hilfe ermöglicht.
Vergewissern Sie sich, ob Sie den Sterbenden richtig verstanden haben.
Denn es besteht die Möglichkeit, dass man in seiner eigenen Vorstellungswelt "hängenbleibt".

3. Handeln Sie mit Ehrfurcht und Achtung

Die Persönlichkeit des Sterbenden muss akzeptiert werden.
Seine Not und Hilflosigkeit gehören ihm.
Wertschätzung und würdevoller Umgang sollen Ihr Handeln leiten.

4. Gewährleisten und wahren Sie die Autonomie des Sterbenden

Wir dürfen nie an seiner Stelle handeln, sondern immer mit ihm, denn er weiß, was ihm gut tut und was er braucht.
Das Gesetz des Handelns liegt bei ihm.
Ihm soll geholfen werden, damit er es wahrnehmen und ausüben kann.

5. Lassen Sie Gefühle zu

Gefühle sind Informationen, die aus dem Inneren kommen, und diese braucht niemand zu fürchten.
Eigene Gefühle und die des Sterbenden sind unbedingt ernst zu nehmen.

6. Beachten Sie die Umwelt des Sterbenden

Die Umwelt des Sterbenden soll einbezogen werden in die Begleitung.
Der Sterbende sollte sich von ihr lösen können und seine Umwelt soll von ihm Abschied nehmen.
Das Loslassen fällt Ihnen als Angehöriger wahrscheinlich schwerer, als dem Sterbenden.  

(Hier möchte ich einfügen, dass ich das aus meiner persönlichen Erfahrung oft schon anders erlebt habe, nämlich, dass es dem Sterbenden genauso schwer fällt, loszulassen).  

Nehmen Sie Hilfe und Unterstützung aus Ihrem Umfeld an.

7. Seien Sie klar

Seien Sie in allen Gefühlen, Gesten und Worten klar, ehrlich und authentisch, damit der Sterbende weiß, woran er ist.

8. Schenken Sie Zeit und vermitteln Sie Ruhe

Das Hier und Jetzt am Sterbebett verträgt nicht die Geschäfte von vorher und nachher.
Oft braucht es nicht mehr als die Gegenwart eines Menschen in Ruhe und Gelassenheit.

9. Nehmen Sie die eigene Hilflosigkeit ernst

Aufgrund der eigenen Grenzen im Nehmen und Geben ist Hilfe nicht immer möglich. Sie sollten Ihre eigenen Grenzen erkennen und damit umzugehen wissen, wenn Sie hilfreich sein wollen.

10. Sie als Begleiter wissen nicht alles

Besserwisser am Sterbebett haben nichts verloren.   
Helfen braucht Demut.
Wer hilft, muss sich helfen lassen können - auch und gerade von jenen, die seiner Hilfe bedürfen.

11. Lassen Sie selbst los

Sich selbst einüben in die Erfahrung des Abschiednehmens und Loslassens ist wichtig, denn Sterbende sollten nicht festgehalten werden.  

(Aus dem Buch von Monika Specht-Tomann/Doris Tropper, "Zeit des Abschieds")

 
 
 
 
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